
Der Fischotter wurde früher als Konkurrent und Pelzlieferant angesehen und intensivst verfolgt. Im Mühlviertel rottete man ihn - wie im Großteil Mitteleuropas - schließlich in vielen Gegenden aus.

Der vorwiegend in und an Flüssen lebende Fischotter stellte noch in den 1980er Jahren im Mühlviertel eine fast ausgestorbene Tierart dar. Das Gebiet seiner regelmäßigen Verbreitung beschränkte sich zu dieser Zeit auf die nördlichen Landesteile (z.B. den Böhmerwald).

Von diesen und in Südböhmen liegenden Refugien aus kehrte er in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten aus eigener Kraft ins ganze Mühlviertel zurück. Gerüchten zufolge soll es auch vereinzelt Aussetzungen gegeben haben, die aber nie bestätigt werden konnten.

Die mancherorts noch recht naturnahen Flüsse sowie jede Menge vom Menschen angelegter Fischteiche bieten dem Otter im Mühlviertel offenbar einen guten Lebensraum. Jedenfalls kann man heute seine Spuren an vielen Bächen wieder regelmäßig finden.

Ausgewachsene Fischotter werden inklusive Rute gut einen Meter lang und zwischen 5 und 12 kg schwer. Rüden sind etwas größer als Fähen. Insbesondere erwachsene Tiere weisen einen hellen Fleck auf Kopfunterseite, Hals und Brust auf.

Der Fischotter lebt am und im Wasser und ist hervorragend daran angepasst: stromlinienförmiger Körper, abgeflachter Kopf mit knapp über der Wasserlinie liegenden Sinnesorganen, dichtes Fell, Schwimmhäute zwischen den Zehen, ...

Die spitz zulaufende, nur leicht abgeflachte Rute dient weniger als Antrieb oder Ruder, sondern verhindert eher Verwirbelungen an der Rückseite. Dadurch sind hohe Tauchgeschwindigkeiten möglich.

Der Fischotter kann mehrere Minuten lang tauchen und sieht dabei unter Wasser hervorragend. In dichter Unterwasservegetation, in trübem Wasser etc. orientiert er sich zusätzlich mit Hilfe seiner Tasthaare ("Barthaare").

Als territoriale Raubtiere verteidigen Fischotter ihr Revier gegen Artgenossen gleichen Geschlechts. Die großen Reviere der Männchen überlappen sich aber oft mit mehreren kleineren Weibchenrevieren.

Fischotter streifen auf der Suche nach Nahrung, Verstecken etc. oft weit umher. Alleine in einer Nacht können sie 20 km und mehr zurücklegen. Einzelne Otter können bis zu 40 km lange Gewässerabschnitte nutzen. Man kann sie aber auch abseits von Gewässern antreffen.

Die Markierung des Wohngebietes erfolgt durch Absetzen von "Duftmarken", insbesondere in Form von Kot.

Oft dienen markante Steine im Fluss oder am Ufer als Markierstellen. Die dunkle, oft breiförmige und zumeist nach Fisch riechende Losung wird auch gerne unter Brücken mit natürlichem Ufer abgesetzt.

Der unstet lebende Otter besitzt - abgesehen von Jungen aufziehenden Fähen - keinen fixen Bau. Vielmehr wählt er Hohlräume aller Art als Tagesverstecke. Neben natürlichen Höhlungen unter Wurzelstöcken etc. wurden als solche sogar schon Drainagenschächte nachgewiesen.

Für die Jungenaufzucht werden in störungsarmen Gebieten oft Baue von anderen Arten übernommen, beispielsweise vom Biber. Die Ranz und das Werfen der meist 1-3 (5) Jungen können zu jeder Jahreszeit erfolgen.

Jungtiere benötigen lange, um von der Mutter die schwierige Jagd zu lernen. Sie bleiben daher rund ein Jahr bei ihr, ehe sie selbstständig werden, eigene Wege gehen und mit ca. 1,5-2 Jahren geschlechtsreif werden.

Der Fischotter ist ein Stöberjäger, der vor allem im Uferbereich nach Fressbarem sucht. Er stöbert in Hohlräumen und Unterschlüpfen herum und verfolgt flüchtende Beutetiere.

Fische machen zwar einen großen Anteil an der Beute des Otters aus, auf seinem Speiseplan stehen aber auch Frösche, Würmer, Schnecken, Vögel und deren Gelege, Krebse sowie Kleinsäuger (Ratten, Mäuse, ...).

Der Fischotter kann als "Opportunist" bezeichnet werden. Das heißt, dass er in erster Linie erbeutet, was gerade leicht zu bekommen ist. Das können ablaichende Grasfrösche im Frühling genauso sein wie viele Fische in einem kleinen, ungezäunten Teich.

In Fließgewässern erbeutet er vor allem ca. 10-20 cm große Fische. Die Jagd größerer oder kleinerer Fische ist für ihn unrentabel. Langsam schwimmende Arten wie Barsche und Weißfische werden gegenüber "Schnellschwimmern" wie Forellen bevorzugt.

Größere Beute wird ans Ufer getragen und dort bevorzugt an Stellen verspeist, die dem Otter bei Gefahr eine schnelle Flucht ins Wasser ermöglichen.

Fischteiche stellen einen Anziehungspunkt für Fischotter dar und müssen daher eingezäunt werden. Standorte neben Fließgewässern sind besonders gefährdet.

An der Basis muss der Zaun mindestens 30 cm ins Erdreich eingegraben werden, da sich der kräftige Otter sonst durchzwängt oder -gräbt. An der Oberseite ist die Anbringung eines Überkletterungsschutzes in Form eines Elektrozaunes notwendig.

Die Rückkehr des Fischotters fiel zeitlich zusammen mit dem Zusammenbrechen der Mühlviertler Bisampopulation. Offenbar ist der Otter in der Lage, diesen im gleichen Lebensraum lebenden nordamerikanischen Nager zu regulieren.

Natürliche Feinde hat der Fischotter heute kaum zu fürchten. Verluste durch den Straßenverkehr kommen aber regelmäßig vor. Solche Unfälle ereignen sich zumeist auf Brücken, unter denen das Bachufer gepflastert oder betoniert ist.

Otter werden auch immer wieder Opfer illegaler Nachstellungen. Weiters können Fischotter, insbesondere Jungtiere in ihren Bauen, bei Hochwasser ertrinken.

Dabei hinterlassen Fischotter auch ihre relativ leicht erkennbaren Spuren. Sie besitzen sowohl an den rundlichen Vorderbranten als auch den eher länglichen Hinterbranten fünf mit Nägeln versehene Zehen. Zwischen den Zehen sind Schwimmhäute ausgebildet.

Auf dieser Sandbank sind Stockenten- und Fischotterspuren zu sehen. Hier ist gut erkennbar, dass sich von den fünf Zehen gelegentlich nur vier oder weniger deutlich abdrücken.

Bei Schneelage kann man die Spuren des Fischotters besonders leicht finden. An Bächen führen sie regelmäßig aus dem Wasser ans Ufer und wieder zurück. Hier hat sich der Otter sogar kurz gewälzt.

Dieses Foto zeigt die Fortbewegung des Fischotters im für Marder typischen Paarsprung. Dabei ist er mit den Hinterbranten in die Abdrücke der Vorderbranten gesprungen.

An größeren Mäandern (Flussschlingen) nehmen Fischotter gerne eine Abkürzung. Hier lief eine sechsköpfige Otterfamilie auf tragendem Schnee nebeneinander.

In weichem Schnee hingegen laufen die kurzläufigen Fischotter zumeist hintereinander und hinterlassen dabei charakteristische Rinnen. Solche Spuren muss man länger verfolgen, ehe sie sich aufgabeln und man die Zahl der Otter feststellen kann.

Am Einstieg ins Wasser ("Otterrutsche") kann der stromlinienförmige Otter sogar Schneetunnel hinterlassen.

Angler beklagen oft zu hohe Fischotterbestände und einen dadurch verursachten Rückgang der Fische. Werfen wir deshalb einen Blick auf unsere Bäche und Flüsse.

Alte Menschen können sich daran erinnern, dass früher in den heimischen Bächen trotz Anwesenheit von Fischottern viele Fische vorhanden waren. Dies ist auch kein Wunder - leben doch Fische und Fischotter seit Jahrtausenden im gleichen Lebensraum.

Betrachten wir unsere Bäche und Flüsse heute, so zeigt sich, dass sich in den letzten Jahrzehnten einiges geändert hat: Manche Abschnitte wurden begradigt, dort und da wurde die Ufervegetation entfernt. Dies bedeutete u.a. den Verlust vieler Fischunterstände.

Das Zuschütten von Gräben hatte für Fische den Verlust von Laichplätzen, Jungfischlebensräumen und Nahrungsquellen zur Folge. Auch Amphibien, Krebse, Libellenlarven und andere Beutetiere des Fischotters verschwanden.

Manche Gräben wurde auch mit Schotter aufgefüllt. Wird - wie hier - Gülle bis ans Bachufer ausgebracht, gelangt ein Teil davon in den Bach und richtet dort Schaden an.

Zahlreiche Drainagen (mit Schotter bedeckte und mit Löchern versehene "Abflussrohre") bewirken nach Regenfällen fast flächendeckend einen raschen Abfluss des Wassers in den nahen Bach.

Dies führt zu kurzfristigen und außergewöhnlich starken Hochwässern unmittelbar während und nach starken Regenfällen, bewirkt aber in den dazwischenliegenden Schönwetterperioden einen niedrigen Wasserstand im Bach.

Der Fischotter frisst zwar vermutlich auch die eine oder andere Flussperlmuschel. Dass diese heute am Aussterben ist, ist aber ebenfalls eine Folge der vom Menschen verursachten ökologischen Veränderungen am Lebensraum Fluss (Feinsedimenteintrag durch Drainagen etc.).

Die Fortpflanzung von Fischen wird heute durch verschiedene Baumaßnahmen beeinträchtigt bzw. unmöglich gemacht. Wehre verhindern flussaufwärts gerichtete Laichwanderungen. Uferverbauungen verändern Strömungsgeschwindigkeiten und das Vorkommen von Kiesbänken.

Da es z.T. trotzdem einen hohen Nutzungsanspruch durch Freizeitangler gibt, werden alljährlich in Gefangenschaft gezüchtete Fische in unsere Fließgewässer eingesetzt. Dabei wurden und werden immer wieder Fehler gemacht.

Statt den bei uns heimischen Bachforellen-Stämmen wurden oftmals Bachforellen aus anderen Gebieten (z.B. Dänemark) eingesetzt. Diese sind schlechter an die hiesigen Gegebenheiten (z.B. Wassertemperatur) angepasst.

Zudem wurden sogar Regenbogenforellen aus Nordamerika in heimische Gewässer eingebracht, die z.T. heimische Arten wie die Äsche verdrängen.

Auch bei Krebsen gibt es ähnliche Probleme. Der Besatz mit nordamerikanischen Signalkrebsen führte durch direkte Konkurrenz und Krankheitsübertragung (Krebspest) zu einem extremen Rückgang der heimischen Bachkrebse.

Heute werden Abwässer großteils geklärt, bevor sie in die Bäche gelangen. Diese begrüßenswerte Maßnahme hat aber auch zu einer Absenkung des Nährstoffangebotes auf das natürliche, niedrige Niveau und damit zu einem Rückgang der Fische geführt.

Eine geringe Dichte von Fischen in Oberläufen von Bächen kann ebenfalls durch falschen Besatz verursacht sein. Werden nämlich zu große Fische in kleine Bäche eingesetzt, schädigen sie die lokale Fischfauna und wandern schließlich flussabwärts ab.

Leider wurden viele Uferwiesen mit nicht standortgerechten Fichtenmonokulturen aufgeforstet. Die Nadelstreu bewirkt eine Versauerung des Bodens und des daraus abfließenden Wassers, was wiederum extrem problematisch für Fische und Flussperlmuscheln ist.

Mit den Feuchtwiesen gingen also nicht nur seltene Pflanzen und Tiere verloren, sondern auch die ausgleichende (Schwamm-)Wirkung dieser Wiesen für den Wasserstand der Bäche.

Selbst der Unterwuchs in der natürlichen Ufervegetation hat sich verändert. Das Drüsige Springkraut aus dem Himalaya wurde als Zierpflanze nach Europa gebracht, entwich aus Gärten und verdrängte unsere heimischen Pflanzen.

Die Situation würde sich für Natur und Mensch verbessern, wenn wir unseren Bächen und Flüssen mehr Raum (Ufergehölze, Tümpel, Feuchtwiesen) geben würden. Natürlich muss auch eine erneute Durchgängigkeit für Organismen angestrebt werden.

Über das Leben am und im Wasser kann man sich beispielsweise im "Unterwasserreich" in Schrems (Waldviertel) informieren. Dort kann man Fischotter auch - z.B. im Zuge von Schaufütterungen - beobachten.




























































